Nachdem ich mein erstes Fotobuch in den Händen hielt, war die Vorfreude natürlich groß. Beim Durchblättern des Buches fiel mir dann aber schnell auf, dass manche Bilder ganz anders wirkten als auf dem Computerbildschirm. Sie wirkten nicht mehr so dynamisch, sondern flach, matschig und langweilig.
Dafür gibt es vor allem einen Grund: Fotos die auf einem Computer angezeigt werden, werden von der Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms belichtet. Dadurch erscheinen sie im direkten Vergleich zu gedruckten Fotos dynamischer, welche „von sich aus“ leuchten müssen. Doch dafür gibt es eine Lösung.
Die richtige Bilddarstellung mittels ICC-Profil
Um der unterschiedlichen Darstellung von Fotos zwischen Bildschirm und gedruckter Form gerecht zu werden, gibt es sogenannte ICC-Profile. Farbprofile beschreiben den Farbraum eines Farbeingabe- oder Farbwiedergabegeräts. Mit dem ICC-Profil (ICC steht für „International Color Consortium“) versucht man eine Vereinheitlichung von verschiedenen Farbmanagementsystemen unterschiedlicher Geräte und Hersteller zu erzielen.
ICC-Profil installieren
Die passenden ICC-Profile können bei vielen Fotobuch-Anbietern einfach auf deren Website heruntergeladen werden und können anschließend mit verschieden Fotobearbeitungsprogrammen genutzt werden.
Beim Mac muss die heruntergeladene Profil-Datei anschließend in folgendes Verzeichnis kopiert werden:
/Library/ColorSync/Profiles
Bei Windows klickt man einfach mir der rechten Maustaste auf die Datei und wählt anschließend „Profil installieren“.
In Lightroom wird der Softproof mit Drücken der „S“-Taste aktiviert. Das heruntergeladene Profil für das Fotobuch kann jetzt einfach in der oberen Rechte Ecke ausgewählt werden. Nun wird das Bild in etwa so angezeigt wie es später auch auf gedrucktem Papier aussehen wird. Trotzdem gibt es natürlich immer noch einen gewissen Unterschied.
In Affinity Photo kann man den Softproof mit Hilfe der gleichnamigen Anpassungsebene „Softproof“ kontrollieren.
Fotobearbeitung in Lightroom
Durch einen Klick auf „Proof-Kopie erstellen“ in Lightroom wird (wie der Name schon sagt) eine virtuelle Kopie des ausgewählten Fotos erstellt. Diese kann jetzt einfach ganz normal bearbeitet werden, bis man das gewünschte Ergebnis erhält. Nur eben mit dem großen Vorteil, dass man das Bild jetzt in etwa so angezeigt bekommt wie es auch im fertigen Fotobuch aussehen wird.
Bei Aktivierung des Profils wird dir wahrscheinlich schnell auffallen, dass das Foto plötzlich sehr flach wirkt. Ich erhöhe daher meist Sättigung, Kontrast, Dynamik und Klarheit ein wenig. Dadurch werden die tiefen/dunkleren Töne oft zu stark abgedunkelt. Um die Details in diesen Bereichen wieder herzustellen, erhöhe ich gleichzeitig die Tiefen. Um trotzdem relativ viel Kontrast und Farbunterschiede in das Bild zu bekommen, spiele ich dafür mit der Gradationskurve bis ich das gewünschte Ergebnis bekomme.
Ein weiterer Punkt der bei der Benutzung von ICC-Profilen ins Spiel kommt ist der Farbumfang. Jedes Medium, egal ob Bildschirm oder Druck, kann nur eine bestimme Palette an Farben darstellen bzw. wiedergeben. In Lightroom kann man sich die Bildstellen anzeigen lassen, dessen Farben nicht zum Farbumfang des Monitors (Monitorfarbumfang) oder des ausgewählten Profils (Zielfarbumfang), also z.B. des Druckers, gehören. Klickt man auf die linke oder rechte Ecke über dem Histogramm werden diese „nicht anzeigbaren“ Farben in roter Farbe im Bild markiert. Über die HSL/Farbanpassung kann dann z.B. die Sättigung der jeweiligen Farbe reduziert werden bis der rote (nicht anzeigbare) Bereich verschwindet.
Fotobearbeitung in Affinity Photo
In Affinity Photo kann man den Softproof einfach durch die zusätzliche Anpassungsebene: „Softproof“ kontrollieren.
Wichtig: Bevor man das Bild für den Druck exportiert, die Ebene wieder ausblenden oder löschen. Der Softproof ist nur für die Vorschau gemacht und darf nicht mit exportiert werden.
Für die Korrektur selbst gelten größtenteils die gleichen Regeln wie oben unter der „Bildbearbeitung mit Lightroom“ beschrieben. Um sich Pixel anzeigen zu lassen, für die im Zielfarbraum (CMYK) keine äquivalente Farbe aus dem RGB-Farbraum vorliegt, setzt man den Haken bei „Gamut prüfen“.