Eine Wanderung klingt langweilig? Nicht, wenn es dabei in dunkle Höhlen, durch kalte Flüsse und entlang tiefer Schluchten hinauf zum (fast) höchsten Wasserfall Islands geht: dem Glymur.
Die Wanderung zum Glymur war eher eine spontane Idee. Obwohl der Glymur noch vor einigen Jahren als der größte Wasserfall Islands galt (seit 2011 weiß man, dass der Morsárfoss der höchste ist), sind wir erst ein paar Tage vor dem Ende unserer Reise im Internet auf ihn gestoßen. Die Bilder zeigten einen Wanderweg entlang einer tiefen Schlucht, kilometerweite Ausblicke und natürlich (was auch sonst in Island?) einen beeindruckenden Wasserfall. Sofort war klar: Da müssen wir hin! Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn die Wanderung war definitiv ein Highlight unserer Island-Reise.
Eine Wanderung nur für Profis?
Eine Wanderung zum Glymur eignet sich bestens als Tagestrip von Reykjavik aus. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit bzw. ca. 80 km erreicht man den Parkplatz von wo die Wanderung startet. Ein Schild weist hier bereits darauf hin, dass es sich bei der Wanderung um einen anspruchsvolleres Unternehmen handelt und alles auf eigener Verantwortung erfolgt. Auf dem ersten Streckenabschnitt entlang eines steinigen Trampelwegen ist davon zugegebenermaßen noch nicht wirklich etwas zu erkennen. Dafür macht uns aber eine größere Gruppe Asiaten stutzig, dessen vermeintlicher Führer mit seinem großen GPS-Gerät und sonstigem Technik-Gadgets ziemlich professionell ausgestattet aussieht. Ein wenig verunsichert, ob die Wanderung vielleicht doch über unseren Ansprüchen liegt, machen wir uns aber erst einmal weiter.
Auf einen Holzbalken über den Fluss
Nach etwa einer viertel Stunde erreicht man bereits den ersten Ausblickspunkt auf den Canyon, in den der Glymur am anderen Ende der Schlucht hinabstürzt. Den Wasserfall selbst kann man von hier allerdings noch nicht sehen. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn von hier hat man einen schönen Blick auf das weite Tal, durch das sich der aus dem Canyon kommende Fluss „Botnsá“ hindurchschlängelt.
Durch eine Höhle geht es jetzt erst einmal hinab in dieses Tal, von wo es weiter den Fluss entlang Richtung Canyon geht. Nach kurzer Zeit folgt auch schon die erste Herausforderung, denn der Fluss muss jetzt über einen Baumstamm überquert werden. Ein gespanntes Seil hilft einem dabei das Gleichgewicht zu behalten, sodass auch wir die andere Flussseite trockenen Fußes erreichen. Der Baumstamm ist laut dem Schild am Anfang des Wanderweges übrigens nur in den Sommermonaten montiert.
Der Aufstieg zum Glymur
Auf der anderen Flussseite angelangt, beginnt nun der Aufstieg. Dieser ist vor allem am Anfang, wo man sich überwiegend an Seilen hochzieht, relativ steil und anstrengend. Die Anstrengung lohnt sich aber, denn umso höher man gelangt, desto schöner und beeindruckender ist auch der Blick auf das hinter einem liegende Tal bis hin zum dahinter liegenden Fjord, in dem der Botnsá mündet.
Langsam nähern wir uns auch immer mehr dem eigentlichen Ziel unserer Wanderung, dem Glymur, der sich nun endlich am anderen oberen Ende der Schlucht zeigt. Auch wenn dieser Anblick bereits beeindruckend ist, lohnt es sich auch hier noch weiter bis nach ganz oben zur Fallkante des Wasserfalls zu gehen, da erst hier seine ganze Kraft greifbar wird.
Durch das kalte Wasser auf die andere Seite
Für den Weg zurück haben wir dann den Weg auf der anderen Seite der Schlucht genommen. Um da hin zu kommen muss man allerdings wieder den Fluss vor dem Wasserfall überqueren. Leider gibt es hier kein Holzstamm über den man klettern kann, sondern nur einen Weg: Durch das Wasser! Der Wasser ist hier oben am Fluss an vielen Stellen gerade so hoch, dass es bis zu den Oberschenkeln reicht. Dafür ist es aber eiskalt. Um auf den glitschigen Steinen im Wasser nicht auszurutschen könnte es vielleicht helfen, wenn man sich für dieses Unterfangen Badelatschen mitnimmt. Wir haben es aber auch barfuß mit trockenem Oberkörper geschafft. 🙂
Der Wechsel auf die andere Seite lohnt sich aber, denn von hier hat man noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Schlucht und den Wasserfall. Beim Abstieg selbst ist man dann aber mehr damit beschäftigt, auf dem losen Felsboden nicht umzuknicken.
Insgesamt waren wir für die Wanderung ca. vier Stunden unterwegs. Die Zeit und Anstrengung war es auf jeden Fall wert! 🙂